Mariusz Pudzianowski – Vom Strongman zum Käfig-Star
Dies ist die Geschichte von Strongman-Legende und MMA-Superstar Mariusz Pudzianowski. Bevor ich euch erzähle, wie aus dem stärksten Mann der Welt ein Käfigkämpfer wurde, erstmal ein paar Fakten:
- Pudzianowksi gewann fünfmal des World’s Strongest Man Wettbewerb – mehr als jeder andere Strongman vor ihm
- Seit 12 Jahren ist er MMA-Profi und gewann 14 von 22 Kämpfen, 9 davon durch KO.
- Für seine Gegner erntete Puszianowski häufig kritik, dabei stellte er sich schon in seinem dritten Kampf dem früheren UFC-Champion Tim Sylvia und kämpfte in seiner Karriere inzwischen fast jedes bedeutende Schwergewicht im KSW-Kader, darunter Ex-Champ Karol Bedorf und BJJ-Schwarzgurt Rolles Gracie.
- Pudzianowski ist ein absoluter Superstar in Polen, vergleichbar mit Boris Becker oder Dirk Nowitzki hier in Deutschland. Er ist regelmäßig im TV zu sehen und nimmt an Formaten wie Let’s Dance teil,
- Kaum bekannt ist, dass Pudzianowski mal 19 Monate im Gefängnis saß, angeblich weil er einen örtlichen Mafiaboss zusammenschlug, der einen Jugendlichen drangsalierte.
- Pudzianowski liebt Süßigkeiten und verputzte als Strongman schon zum Frühstück mehrere Snickers-Riegel.
Sportarten brauchen Charaktere, um es in den Fokus der Öffentlichkeit zu schaffen. Michael Schumacher, Boris Becker, Dirk Nowitzki, sie alle machte ihren Sport hierzulande populär. In Polen schaffte das der fünfmalige Strongman-Champion Mariusz Pudzianowski der die MMA-Liga KSW praktisch im Alleingang zum Massenphänomen machte. Dies ist die Geschichte von einem der umstrittensten, doch auch wichtigsten MMA-Stars Europas.
Pudzianowskis unglaubliche Power wurde ihm buchstäblich in die Wiege gelegt, als er am 7. Februar 1977 im polnischen Dörfchen Biala Rawska, eine Stunde südlich der Hauptstadt Warschaus, zur Welt kam. Schon Vater Wojciech war Gewichtheber und ermutigte den Jungen, in seine Fußstapfen zu treten. In dem 3.000-Seelen-Örtchen gab es für Kinder bis auf Sport nicht viel zu tun. Die erste Liebe des jungen Pudzianowski war Kyokushinkai, eine Vollkontakt-Variante des Karate, die er mit 10 entdeckte. Als Jugendlicher folgte er aber doch dem Rat des Vaters und stemmte erstmals Gewichte.
Sein Talent für Kraftsport war unübersehbar. Mit 16, nichtmal ein Jahr nachdem er mit Kraftsport begonnen hatte, trat er bei den polnischen Meisterschaften im Bankdrücken an und drückte 160 Kilo. Nebenbei boxte er sieben Jahre lang, mit Anfang 20 konzentrierte er sich aber vollends auf Kraftsport. In dieser Zeit wurde er von einem polnischen Strongman-Veranstalter eingeladen, bei dessen Events anzutreten – und der rasante Aufstieg Mariusz Pudzianowskis begann.
Nur sechs Wochen nach seinem ersten echten Strongman-Training wurde Pudzian polnischer Meister, ein halbes Jahr später belegte er bereits Platz drei der Weltrangliste. In den folgenden Jahren bestritt er hunderte Wettkämpfe und stand jedes Mal auf dem Treppchen. Dabei vollbrachte er schier unmenschliche Kraftakte, zog etwa ein 35 Tonnen schweres Flugzeug. Aber: Auch dass ihm 2004 wegen Dopings eine Platzierung im World’s Strongest Man Wettbewerb aberkannt wurde, ist ein Teil der Wahrheit.
Viermal hatte er den World’s Strongest Man Wettbewerb, die Champions League des Strongman-Sports, bereits gewonnen, als er 2008 zu seinem letzten großen Wettkampf antrat. Sein Ziel: Ein fünfter Titel. Noch nie zuvor hatte jemand den Wettbewerb fünfmal gewonnen, ihm winkte ein Platz im Guinnes Buch der Weltrekorde. Das Meisterstück gelang, Pudzianowski zog, hob und stemmte sich zum fünften WM-Triumph. Doch der Sieg war knapp, Pudzianowski wusste, dass seine Strongman-Karriere sich dem Ende neigte. Mit 30 Jahren suchte er nach einer neuen Herausforderung – und fand sie im MMA-Sport.
Zu diesem Zeitpunkt war er in Polen bereits ein absoluter Mega-Star, den selbst alte Omas und kleine Kinder auf der Straße erkannten. KSW-Boss Martin Lewandowski erkannte das Potential in dem 140 Kilo schweren Giganten und bot ihm einen lukrativen Vertrag. Pudzianowski hatte mit Preisgeldern, Werbeverträgen und mehreren Unternehmen, darunter eine Spedition und eine Sicherheitsfirma, Millionen verdient und lebte inzwischen in einer riesigen Villa im mondänen Ostsee-Örtchen Sopot. Angesichts dessen waren die umgerechnet 45.000 Euro, die Pudzianowski 2009 für sein Debüt bei KSW 12 kassierte, fast schon Peanuts – und eine lohnende Investition für KSW. Durch Pudzian gingen die Zuschauerzahlen der damals fünf Jahre alte MMA-Organisation über Nacht durch die Decke. Davon profitierte die gesamte polnische Szene und mir ihr Kämpfer wie Mamed Khalidov, Michael Materla oder der heutige UFC-Champion Jan Blachowicz, die ebenfalls zu Stars wurden.
Aber: So beliebt Pudzianowski bei der breiten Masse auch war, von eingefleischten MMA-Fans wurde schnell Kritik laut. Denn die MMA-Skills des einstigen Strongman waren limitiert, mit seinen Muskelbergen war er zwar stark, aber langsam und schnell außer Puste. Seine Gegner stammten bestenfalls aus der zweiten Garde. Gegen halbwegs solide Konkurrenten, wie den UFC-erfahrenen Sean McCorkle oder Pride-Veteran James Thompson, setzte es Niederlagen. Doch Aufgeben war keine Option, Pudzianowski blieb hartnäckig. Er stellte sein Training um von Pumpen auf Boxen und Ringen, trainierte im American Top Team in Florida und änderte seine Ernährung komplett. Als Strongman verputzte er noch jeden Morgen 10 Eier und ein ganzes Kilo Bacon oder stand nachts auf um sich ein riesiges Steak zu braten und eine Tafel Schokolade zu verdrücken. Inzwischen brachte er sein Kampfgewicht runter auf 117 Kilo. Das hat sich gelohnt, trotz aller Kritik: Pudzian war gekommen, um zu bleiben.
Mittlerweile liegt sein KSW-Debüt 12 Jahre zurück, 22 Kämpfe hat er seitdem bestritten, 14 davon gewonnen – etwa gegen Judo-Legende Pawel Nastula oder UFC-Veteran Oli Thompson. Damit hat er sich sogar bei den absoluten Harcores zumindest ein bisschen Respekt verdient. Auch weil MMA noch immer sein Hobby, Zerstreuung vom Alltag ist, obwohl er nach wie vor klar zu den Topverdienenern bei KSW gehört. Pudzianowski kämpfte nie für Geld oder Ruhm, denn beides hatte vor seinem MMA-Debüt zur Genüge. Und eines ist klar: Ohne ihn wäre KSW heute nicht die Mega-Show, die wir alle kennen und lieben. Am Samstag steigt er erneut in den Cage und trifft dabei auf KSW-Urgestein Lukasz Jurkowski. Einen Link zum PPV findet ihr in den Kommentaren und in der Videobeschreibung.
Das war unser Portrait zu KSW-Superstar Mariusz Pudzianowski. Wenn euch das Video gefallen hat, drückt auf den Daumen nach oben oder unten und abonniert gern unseren Kanal. Und wenn ihr Bock habt auf Live-MMA, wie Brave 51 mit Mohamed Grabinski diesen Freitag, dann ist unsere Kanalmitgliedschaft für 4,99 Euro das Richtige für euch. In diesem Sinne: Bleibt gesund und haut rein!